Ein Widersehen mit Uwe Körner


Wo ist eigentlich Uwe?

Uwe Körner heute in Aktion (Foto: privat)

"Was ist eigentlich mit Uwe Körner", diese Frage kam auf den deutschen Beach-Turnieren beim Fachsimpeln mit Szene-Kennern immer häufiger auf. Dieser Uwe Körner, der von der ersten Stunde an dabei war, der nur in einem kleinen, aber besonderen Kreis liebevoll "Widderchen" genannt wurde, und der der deutschen Beach-Szene eine besondere Würze verliehen hatte. Jedoch nicht unbedingt mit Top-Platzierungen. In der Lage dazu wäre er gewesen. Schließlich war Uwe Top-Zuspieler in der Bundesliga damals beim renommierten und erfolgreichen HSV, VC Hamburg, später beim SC Norderstedt, Eimsbütteler SV. 

"Ein begnadeter Techniker"

Axel Hager, der Uwe sowohl aus der Halle als auch aus dem Sand kennt, schwärmt: "Uwe ist für mich einer der besten Zuspieler, mit denen ich jemals gespielt habe. Er ist ein begnadeter Techniker und Abwehrspieler. Er hat immer einen klaren Kopf auf dem Feld, konnte in andere Köpfe Žreingucken. Und wenn wir in der Halle gegen jüngere Teams gespielt haben, hat er die um den Finger gewickelt, die haben es gar nicht gemerkt (lacht)." Uwe hatte es also dŽrauf, aber: "Ihm war der Sport wichtig, aber auch das Leben. Er war eingefleischter Junggeselle, der sich nie binden wollte oder konnte. Dafür steht Uwe – gut im Wettkampf, aber er ist auch Partymensch. Er will gewinnen, egal ob er die Nacht durchgezecht hat oder nicht."  

Insbesondere diese "anderen Dinge" gepaart mit seinen Fähigkeiten als Beach-Volleyballer, haben in den 90er Jahren so viel Eindruck hinterlassen, dass sie heutzutage immer noch gern erzählt werden. 

Körner war mittendrin

So gab es z.B. den "Uwe-Körner-Dance". "Uwe hat sich in Timmendorf zum Affen gemacht, aber im positiven Sinne. Er hatte da seinen eigenen Tanz aufgeführt, hatte bestimmte Moves", erinnert sich Axel. Eine weitere Anekdote verrät Axel: "Wir haben in Timmendorf eine Nacht durchgezecht, am nächsten Morgen 9 Uhr, erstes Spiel, aber Uwe war nicht da. Da sagte einer: 'Klopf mal an die Bande'. Da kam Uwe herausgekrochen und hat dann gleich gespielt." Axel weiß aber auch: "Heute wäre so etwas undenkbar, aber damals war das Bild eines Beach-Volleyballers anders. Die 16 Teams damals waren einfach glücklich, dass sie sich für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert haben und haben dann einfach Spaß gehabt. Wir waren in der Masse mittendrin, Körner war mittendrin, heute ist das sehr verbissen, aber so ist das, wenn der Kommerz Einzug hält."

Die Suche nach Uwe

Uwe war mittendrin (Foto: Norbert Büring)

Also begab sich beach-volleyball.de auf die Suche, um herauszufinden, was aus dem "eingefleischten Junggesellen" geworden ist und um mehr über den "Uwe-Körner-Dance" zu erfahren. Die Telefonnummer von seinen ehemaligen Sand-Kollegen herausbekommen und schon war Uwe am Apparat. Wir erwischten ihn bei der Arbeit, hatten aber Glück, dass er an diesem Tag früher Schluss machte. "Wir haben einen privaten Termin heute", so Uwe, der dann schmunzelnd klar machte, "hat aber nichts mit Sport zu tun." Und schon waren wir im Thema:

Wie viel Beach-Volleyball-Sport gibt es denn in deinem Leben?

Uwe Körner: "Es gibt für mich Beach-Volleyball nur noch im Internet. An Hallen-Volleyball habe ich schnell das Interesse verloren, weil mir der persönliche Bezug fehlte, aber Beach-Volleyball verfolge ich noch, weil es immer noch Spieler gibt, die ich von früher kenne. Gegen Julius und Jonas habe ich noch selber gespielt, damals habe ich sie noch weggehauen, nein, habe ich nicht (lacht), aber ich hatte immerhin die Chance, sie wegzuhauen (lacht). Es ist eine Sensation, was die Jungs geschafft haben. An dieser Stelle ganz ausdrücklich von mir: Hut ab, was sie geschafft haben! Der persönliche Bezug ist also noch da. Ich hatte sie auch in einem Trainingslager auf Fuerteventura getroffen. Gott sei Dank erkennen sie mich auch noch. Wenn aber die Jungen nachrücken, werde ich wahrscheinlich auch an Beach-Volleyball kein Interesse mehr haben."

Wie sieht es mit Volleyball aus?

"Volleyball spiele ich schon seit acht Jahren nicht mehr. Zuletzt habe ich ein bisschen in Bremen in einer Regionalliga-Mannschaft gespielt. Das waren alles Jungs, die noch gut auf den Ball hauen konnten, aber wir haben dann beschlossen, dass wir das alles ganz lassen wollen. Jetzt bin ich unter die Golfer gegangen."

Was hat dich nach Bremen verschlagen? Du hast lange in Hamburg gelebt und in der ersten Liga Volleyball gespielt (HSV, VC Hamburg, SC Norderstedt, ETV...)

"Ich bin seit zehn Jahren in Bremen, davor war ich acht Jahre in Hamburg. Als meine Firma umgezogen ist, bin ich dann auch hin."

Und was machst du genau?

"Ich arbeite für ein Tochterunternehmen der TUI. Es ist schwer zu beschreiben. Auf Neu-Deutsch heißt das Applikationsmanagement. Ich verbessere die Systeme in Richtung neue Funktionen. Dabei handelt es sich um Buchungsmaschinen. Jeder, der schon mal Flüge gebucht hat, war schon mal auf so einer. Je mehr die Programme automatisch machen können, desto weniger Leute brauchen wir. Ich bin also eine Arbeitsvernichtungsmaschine (schmunzelt). "

Dann hoffe ich, dass du deinen Job nicht allzu gut machst...

"Wir haben trotzdem 70 neue Mitarbeiter eingestellt...Sonst wären es vielleicht 140 geworden..."

Und früher als Spieler...Was hat dich da ausgemacht?

"Oh, das ist echt schwer zu sagen. (leise) Ich glaube, ich habe das Spiel taktisch recht früh verstanden und hatte dadurch Vorteile. Technisch war ich relativ gut ausgebildet. Ich hatte nie große Schwächen, aber auch nie große Stärken. Ich war also ein typischer Allrounder. Mir war es wichtiger, am Wochenende mit netten Leuten – was ja Beach-Volleyballer sind – zu verbringen, ein Bierchen zu trinken als der sportliche Erfolg. Natürlich war mir der Sport auch wichtig, sonst hätte ich nicht 10 Jahre in der Gegend herumgetingelt. Ich habe aber einfach nicht in der Woche den Aufwand betrieben, um am Wochenende Turniere zu gewinnen."

Kannst du einige Turniere herausgreifen, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

"Sportlich gesehen war es die Europameisterschaft in Spanien mit Ralf Jeder. Wir waren das erste deutsche Team, das zu einer EM gefahren ist. Das war interessant, sportlich nicht sonderlich gut, aber auch nicht schlecht. Mit ein bisschen Glück wären wir unter die ersten acht gekommen. Das war ein sportliches Highlight, aber frag mich nicht, welches Jahr das war. Jahreszahlen sind für mich Schall und Rauch."

Und hierzulande?

"Timmendorfer Strand war immer ein Highlight. Wir haben nie was gerissen. Ich glaube, das beste Ergebnis war mal fünfter Platz. Aber es war immer ein Riesenevent. Auch abseits des Courts sind Dinge passiert, das waren immer Riesenlacher, die zusätzlich zum Sport das Turnier aufgewertet haben. Ich weiß nicht, was jetzt passiert ist, wenn ich lese, dass die Tribünen leer waren. Bei uns standen die Leute kilometerlang Schlange, um auf die Tribünen zu kommen. Ich will das nicht werten, natürlich muss man professioneller werden, wenn man international Erfolge erzielen will, aber es darf nicht sein, dass Tribünen leer bleiben. Wo man noch gut Beach-Volleyball spielen konnte, war Fehmarn. Das war immer interessant, hat Spaß gemacht, dieser Insel-Charakter. Das werde ich auch nie verstehen, das Fehmarn aus dem Turnierkalender gestrichen worden ist. Auch damals gab es Reibereien zwischen Spielern, Vermarktern und dem DVV, aber irgendetwas hat sich seitdem verändert. Auch bei uns waren nicht immer die Nationalteams dabei, aber wir waren immer gut besucht. Was auch hängengeblieben ist, wie die Turniere nach der Grenzöffnung von Mecklenburg-Vorpommern organisiert waren, d.h. Kühlungsborn, Binz, wie sie sich um uns Spieler gekümmert haben, das hat Spaß gemacht, an die Ostsee zu fahren."  

Der Fun-Faktor ist in der Tat zugunsten der Professionalität gewichen. Kannst du uns wenigstens von einigen Riesenlachern berichten, wenn wir sie schon selber nicht mehr auf deutschen Turnieren erleben dürfen?

"Oh, das musst du andere Fragen, denn ich war ja die Hauptperson bei diesen Riesenlachern (lacht).

Was hat es mit dem "Uwe-Körner-Dance" auf sich?

"Der Uwe-Körner-Dance ist entstanden, als ich auf dem Centre Court mal zweiten Schiri gemacht und dann während der Auszeiten Tanzeinlagen hingelegt habe. Die Tanzeinlage habe ich beim Spiel Einzug ins Halbfinale, bei dem Axel Hager/Jörg Ahmann und Olli Oetke/Edgar Krank beteiligt waren, gemacht. Das war dann der Running Gag für das gesamte Wochenende (lacht). Wenn ich mir das richtig überlege, sind die beiden Teams schuld. Ich hatte mich nämlich in einer Auszeit bei beiden Teams erkundigt, ob es ok ist, wenn ich ein wenig tanze. Die haben mir erlaubt weiter zu machen. Hätte einer der beiden Teams gesagt, ich soll aufhören, wäre es dazu nie gekommen (lacht)."

Und wie können wir uns Uwe Körner jetzt privat vorstellen?

"Ich bin tatsächlich seit 2004 verheiratet. Ich lebe mit meiner Frau Anja – keine Volleyballerin – und meiner dreijährigen Tochter Allegra in einem gemütlichen Reihenhaus in Bremen. Ich fühle mich sauwohl in der Weltstadt Bremen."

Uwe, schön, dass wir dich gefunden haben, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für dich und deine Familie. 

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