Ein Wiedersehen mit Markus Dieckmann

Markus war mit jeder Muskelfaser seines Körpers voll dabei (<i>Bildrechte: FIVB</i>)

 

Emotionen im Sand

Markus Dieckmann, 33, war von Anfang an dabei. Auf internationaler Bühne spielte der Abwehrspieler von 1996 bis 2005 – zuerst mit seinem Zwillingsbruder Christoph, später mit Jonas Reckermann. In diesen zehn Jahren sammelte er zahlreiche Erfolge. Doch fragt man ihn nach seinen prägendsten Erfahrungen, kann er die Erfolge aus rund 150 Turnieren prompt auf drei Titel begrenzen: Deutscher Meister 2001, Europameister 2004 und Grand-Slam-Sieger 2004. Und die Olympischen Spiele in Athen 2004? "Den neunten Platz dort kann ich schwer als Erfolg bewerten", sagt Markus, "Es war nie mein Anspruch, es einfach zu den Olympischen Spielen zu schaffen. Man bleibt Olympionike, aber vom Erreichen her sind die drei genannten Turniere einfach höher anzusiedeln." Und da kommt er wieder durch, dieser enorme Anspruch an sich selbst, dieser unbändige Wille, seine Ziele zu erreichen, und genau das sah man Markus an jeder Bewegung, an jeder Muskelfaser an, wenn er über den Sand hechtete, zum Angriff hochstieg oder seine Emotionen herausschrie. "Die Emotionen haben mir über die gesamte Zeit geholfen. Anfangs wurden sie instinktiv eingesetzt, später habe ich sie kontrollieren und sinnvoll einsetzen können – mich bewusst zu pushen oder zurück zu nehmen", sagt Markus.

Ungeschlagen zur Goldmedaille beim Grand Slam 2004 in Berlin: Markus Dieckmann mit Jonas Reckermann (<i>Bildrechte: FIVB</i>)

 

"Ich habe mich schon mit 13 Jahren mit Beach-Volleyball auseinandergesetzt, habe zum ersten Mal von Timmendorf gehört und wollte es schon immer selbst dahin schaffen", erklärt Markus, warum der erste Titel des Deutschen Meisters so wichtig für ihn ist, "2001 hatte ich es dann geschafft, als letzter bei der Siegerehrung einzulaufen, und jeder weiß, dass Timmendorf ein ganz besonderes Turnier ist. Bei mir hat sich da eine ganz große Zufriedenheit eingestellt." Ähnlich bewertet er auch den Europameistertitel: "Das war toll, die EM, quasi das Heimspiel, zu gewinnen. Wieder Timmendorf, wieder die besondere Atmosphäre." Der Grand-Slam-Sieg in Berlin sei ihm deshalb so wichtig, weil er mit Jonas Reckermann als erstes deutsches Duo solch ein hochquarätiges Turnier gewonnen hat. Und das ungeschlagen im gesamten Turnierverlauf.

Oft gesehene Szene am Netz: Das Brüderduell

 

Bandscheibenvorfall als Auslöser für das Karriereende

In den Jahren 2003 bis 2006 hatte Markus "alles, was man an Verletzungen haben kann". "Im Rückblick haben Jonas und ich festgestellt, dass wir ab 2002 kein Trainingslager gemeinsam angefangen und beendet haben. 2004 und 2005 musste ich schon einige Turniere ausfallen lassen, aber rückblickend betrachtet habe ich mich immer noch ziemlich gut durchgewurschtelt", sagt Markus. 2006 spielte Markus noch beim Nationscup in Berlin mit, aber als dann auch noch ein Bandscheibenvorfall hinzu kam, entschloss sich Markus, mit dem Profi-Sport aufzuhören. "Ich dachte, das kannŽs ja auch nicht mehr sein, wenn man nur zusehen muss, dass man bis zum nächsten Turnier wieder fit wird."

Vom Beach-Court in den Hörsaal – kein einfacher Schritt (<i>Bildrechte: FIVB</i>)

 

Zurück in den Hörsaal

Schluss mit Beach-Volleyball bedeutete zugleich zurück an die Uni – das BWL-Studium zu Ende bringen. "Ich brauchte zwar nur nur noch zwei Scheine und die Diplomarbeit, aber wieder mit 23-Jährigen im Seminar zu sitzen fiel mir schwer." Im Sommer 2007 gab Markus die Diplomarbeit ab. "Es war ein sehr schönes Gefühl, ohne Altlasten nach vorn zu blicken, ohne das Studium am Bein", die Erleichterung und Freude klingen immer noch in Markus Stimme durch. Insgesamt sei er zufrieden mit dem Umstieg vom Profi-Sport ins Berufsleben. "Es gab zwar ein paar Wochen Orientierungslosigkeit, aber das hat sich schnell gelegt", sagt Markus. 

 

Es gab viel zu tun

Markus machte gleich nach seiner aktiven Zeit die A-Trainer-Lizenz und arbeitete als Trainer weiter. Ein Jahr betreute er die Nationalduos Stephanie Pohl/Okka Rau und Julius Brink/Christoph Dieckmann, später arbeitete er mit Rieke Brink-Abeler/Hella Jurich zusammen, aber "deutlich reduziert". Derzeit ist er mit Jürgen Wagner und Hans Voigt zuständig für das neugegründete Nationalteam Julius Brink/Jonas Reckermann. Seit einem Jahr ist Markus Marketingleiter bei der Sportartikelfirma ballsportdirekt und ist zuständig für jegliche Sponsoringmaßnahmen, alle Kooperationen im Handball, Volleyball und Basketball. Er plant die Anzeigengestaltung und kümmert sich um die Internetshops. "Jürgen Wagner, der mich früher auch trainiert hat, gehört die Firma, er hat mal nachgefragt, später hat sich die Idee konkretisiert, und so bin ich da hineingerutscht", sagt Markus. Insgesamt müssten sich die Nachwuchsathleten um die Zeit nach dem Leistungssport keinen Kopf machen: "In der Sportartikelbranche treffe ich unheimlich viele ehemalige Sportler. Sie haben gelernt, sich durchzusetzen, und diese Fähigkeit wird in Unternehmen gern gesehen. Man sieht ja auch bei meinen Kollegen, die auf beach-volleyball.de bereits vorgestellt worden sind, dass sie gut unterkommen sind, die können sich alle nicht beschweren." Allerdings ist es wichtig, dass man seine Berufsziele parallel zum Sport verfolgt und Kontakte knüpft: "Es hilft immer, wenn man ein paar Leute kennt." Über ein gutes Umfeld und Training eine hohe sportliche Leistung erzielen, dann stelle sich der Erfolg auch später im Berufsleben ein.

 

Familienleben in Meerbusch

Mit dem Trainerjob und dem Job als Marketingleiter bleibt nicht viel Zeit für die Familie. "Wir haben eine konservative Aufgabenverteilung", sagt Markus. Seine Ehefrau Maike (geb. Friedrichsen), ebenfalls ehemalige erfolgreiche Beach-Volleyball-Spielerin und Communication-Managerin bei Asics, ist derzeit zu Hause und kümmert sich um die Familie. Im November letzten Jahres bekam der vierjährige Sohn Jannes ein Schwesterchen: "Rika ist ganz friedlich, wir haben relativ ruhige Nächte." Jannes merke natürlich, dass er nicht mehr die volle Aufmerksamkeit habe, komme aber gut damit klar. Zwei Jobs und Familie unter einen Hut zu kriegen ist nicht einfach. "Die Wochenenden sind für die Familie freigehalten", sagt Markus, "Ab und zu kombinieren wir die Arbeit und die Familie. So kommt Maike mit den Kindern mit ins Trainingslager."

 

Markus wird auch weiterhin auf Turnieren zu sehen sein – als Trainer und Zuschauer

 

Der Ehrgeiz lebt weiter

Markus wird auch in den nächsten Jahren nicht wirklich von der Beach-Volleyball-Fläche verschwinden. Als Trainer von Brink/Reckermann wird er in der Szene bleiben. "Der Trainingsstart war viel versprechend, und wenn alles gesund bleibt, dann kann nur der Anspruch sein, ganz oben in der Weltspitze zu spielen", so lautet die Marschroute, "Den WM-Titel würde ich dieses Jahr auch schon mitnehmen."

 

 

 

 

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