Ein Widersehen mit Andreas Scheuerpflug


Aufhören, wenn es am schönsten ist

Andi Scheuerpflug in der Annahme

Mit seinem grandiosen Abgang 2005 hat sich Andreas Scheuerpflug ein Denkmal gesetzt. Innerhalb von nur 48 Stunden stand er bei gleich zwei internationalen Turnieren ganz oben auf dem Treppchen. Zunächst gewann er das FIVB World Tour Turnier in Klagenfurt, direkt im Anschluss auch das CEV-Turnier in Luzern. Dabei schlug er mit seinem Spielpartner ganz nebenbei die versammelte Weltspitze: Europameister Dieckmann/Reckermann, Weltmeister Marcio/Fabio, Olympia-Sieger Emanuel/Ricardo, WM-Dritte Brink/Schneider und Olympia-Dritte Heuscher/Kobel. "Es hat Spaß gemacht, vor dem Abschied noch einmal so gut zu spielen. Es ist immer schön, auf dem Höhepunkt abzutreten", gestand Andreas Scheuerpflug damals gegenüber der Frankfurter Allgemeinen. Nach diesen zwei Turnieren gewann "Andi" noch das Masters auf Fehmarn, belegte den 4. Platz der Europameisterschaft in Moskau und holte Silber bei der Deutschen Meisterschaft am Timmendorfer Strand. Dort, im Mekka des deutschen Beach-Volleyballs, beendete er im Alter von 38 Jahren seine Karriere – unwiderruflich und "definitiv ohne Wehmut". Danach begann für Andi Scheuerpflug ein neues Leben.


Fünf Mal Deutscher Meister

Andi vor dem Aufschlag

Abwehrspezialist Andreas Scheuerpflug war von Anfang an einer der bedeutendsten deutschen Beach-Volleyball-Spieler. Im Verlauf seiner Karriere wurde er insgesamt fünf Mal Deutscher Meister. Dies gelang ihm zum ersten Mal 1994 zusammen mit Bernd Hoffmann. "Das war ein toller Erfolg, an den ich mich immer noch gern erinnere", erklärte Andi, " weil er so überraschend und völlig unerwartet war." 1999 und 2000 knüpfte er mit Oliver Oetke an diesen Erfolg an und sicherte sich nur drei Jahre später mit Christoph Dieckmann den Titel. Diesen verteidigte das Duo 2004 erfolgreich. Im Jahr 2000 schafften Oetke /Scheuerpflug die Qualifikation zur Teilnahme an den Olympischen Spielen in Sydney, wo es lediglich für Platz 19 reichte. Aufgrund unterschiedlicher Zielvorstellungen gingen Olli und Andi im Guten auseinander. Die erfolgreichste Zeit seiner Spielerlaufbahn erlebte Andi dann mit Christoph Dieckmann – vor allem im letzten gemeinsamen Jahr. Mit ihm schaffte er es wieder zu Olympia und wurde in Athen 2004 Fünfter. Trotz eines hervorragenden Ergebnisses bleibt als einziger Wermutstropfen unvergessen die vergebene 1:0-Satzführung und das 13:9 im zweiten Satz gegen die Australier Julien Prosser/ Mark Williams. "Sicherlich ist es bitter, so ein Spiel noch zu verlieren, wenn man das Halbfinale schon fast sicher hat. Aber erstaunlicherweise habe ich diese Niederlage gut verarbeitet und auch nie so schlimm empfunden wie andere Misserfolge, mit denen ich weit mehr zu kämpfen hatte", sagt Andi heute.

Am erfolgreichsten mit Christoph

Deutscher Meister mit Christoph Dieckmann (l.) 2004

Seine größten Erfolge auf internationalen Turnierserien verzeichneten Andi und Christoph besonders im letzten Jahr seiner Karriere. So gewann er 2005 das FIVB World Tour Turnier in Shanghai und verabschiedete sich dann auf dem Höhepunkt seiner Karriere mit den Turniersiegen in Klagenfurt und Luzern. "Ich habe wahrscheinlich auch deshalb gut gespielt, weil ich wusste, dass es die letzten Turniere waren. Ich muss aber fairerweise dazu sagen, dass Christoph damals einige Teams mehr oder weniger im Alleingang geschlagen hat", erinnert sich Andi.

 

Ungeachtet der Tatsache, dass die Zusammenarbeit mit Christoph die meisten Früchte trug, ist für Andi die Zeit mit jedem seiner Teamkollegen mit angenehmen Erinnerungen verbunden. "Ich hatte mit allen Partnern größere Erfolge als erwartet und hatte das Glück, mit jedem meiner Partner auch außerhalb des Courts sehr gut auszukommen", sagt Andi, "Dadurch war jede Saison, die ich gespielt habe, für mich etwas Besonderes und ich freue mich, dass ich mit allen Partnern nach wie vor guten Kontakt habe."

"Jetzt bin ich dran..."

Dann kam jedoch der Zeitpunkt, Abschied vom Beach-Volleyball-Zirkus zu nehmen. "Das letzte Jahr habe ich als Qual empfunden", gibt Andi zu, "Ich war genervt, wieder in den Flieger steigen zu müssen, habe mit dieser Einstellung den Partner belastet. Ich hatte genug von der Reiserei. Das hat einfach gereicht."

 

Außerdem gab es schöne Dinge, auf die er sich nach der sportlichen Karriere freuen konnte: Job und vor allem Familie. Er heiratete seine Lebensgefährtin Martina Stoof, nahm ein Babyjahr und kümmerte sich um die kleine Anna-Luca (4 Jahre) und um die heute siebenjährige Mia. "Martina ist eine sehr erfolgreiche Rechtsanwältin und stark eingespannt", verrät Andi. "Während meiner Karriere hat sie mir den Rücken freigehalten, jetzt bin ich dran, ihr etwas von der Zeit zurückzugeben."

 

 

Manager, Lehrer, Familienvater

Andi im Einsatz bei einer Pressekonferenz / "Sein Team", das Weltmeisterduo Julius Brink (r.) und Jonas Reckermann

"Ich bin im Team Brink/Reckermann mit einigen Aufgaben betraut, habe eine halbe Stelle als Mathematik- und Sportlehrer an der Europaschule in Berlin und widme die restliche Zeit der Familie", fasst Andi kurz zusammen, wie er fünf Jahre nach der sportlichen Karriere lebt.

 

Die Aufgaben in der Vermarktung und PR für die Weltmeister Julius Brink/Jonas Reckermann sei ihm sehr wichtig: "Auf diese Weise habe ich noch Kontakt zu meinem Sport, und es ist ein Team, mit dem ich mich gut identifizieren kann. Julius und Jonas gehen die Sache am professionellsten an." Gerade die Entwicklung von Julius mitverfolgen zu dürfen, macht ihm scheinbar besonders Spaß. "Julius ist jemand, der schon immer große Ziele hatte, war früher manchmal bissig, weil er sie (noch) nicht erreicht hatte. Durch die Erfolge der letzten Jahre ist er aber nie abgehoben, sondern hat sogar eher eine Ruhe und Souveränität erlangt, die ihm zu Beginn seiner Karriere nur Wenige zugetraut hätten."

Der Quotenwessi

Selber zum Ball greift Andi nur noch beim Hallen-Volleyball, solange es Job und Familie zulassen. Er ist Außenangreifer beim Regionalligisten USV Potsdam. "Wir trainieren nicht viel, spielen hauptsächlich Fußball und jeder hat eine große Klappe. Da fühle ich mich natürlich pudelwohl, auch wenn ich nur als der Quotenwessi gelte", scherzt Andi.

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