“In der Spitze ist jede Weiterentwicklung gut”

Nationalteams

Karla Borger und Julia Sude arbeiten an einer “Version 2.0”. Die letzten Prozentpunkte, die den Beach-Volleyballerinnen noch für ganz oben fehlen, soll Thomas Kaczmarek als neuer Trainer hervorrufen.

Technik statt Strand

Karla Borger vermisst Teneriffa. Die Sonnenuntergänge, das Meer, Sand zwischen den Füßen: “Mittlerweile habe ich die Insel noch einmal anders kennengelernt”, erzählt die Beach-Volleyball-Nationalspielerin an einem grauen Novembernachmittag in einem Zoom-Call. “Normalerweise wären wir jetzt wahrscheinlich auf dem Weg in die Sonne, aber normal ist momentan eben nichts”, ergänzt ihre Partnerin Julia Sude. Dennoch schätzt sich das Team glücklich: Sie dürfen weiterhin ohne größere Einschränkungen in der Beachhalle und im Kraftraum trainieren, nicht wie im Frühjahr, als auch die Profisportlerinnen wochenlang pausieren mussten. “Es gibt viel zu tun, und so bleibt mehr Zeit für Techniktraining. Es gibt immer neue Sachen, neue Bewegungsabläufe zu lernen”, sagt Sude. “Die neuen Anstöße machen Spaß.”

Die neuen Impulse, die kommen vom neuen Trainer der Stuttgarterinnen: Bereits seit einigen Wochen leitet Thomas Kaczmarek das Training des Duos. Bisher war Burkhard Sude, früherer Nationalspieler, Trainer-Legende und Vater von Julia Sude, verantwortlich für die Konstellation. Das Projekt Borger/Sude war ursprünglich auf zwei Jahre ausgelegt gewesen, bis zu den Olympischen Spielen 2020. Die Spiele wurden verschoben, das warf auch die Pläne von Burkhard Sude durcheinander, der sich eigentlich wieder auf seine Zahnarztpraxis hatte konzentrieren wollen. “Die Doppelbelastung als Inhaber einer Zahnarztpraxis und als Headcoach eines international erfolgreichen Beach-Volleyball-Teams lässt sich auf Dauer nicht miteinander vereinbaren”, sagte er dem Volleyball-Magazin. Er werde dem Team “natürlich auch in Zukunft als Berater immer zur Seite stehen.”

Kommt eine Version 2.0?

Kaczmarek, Borger und Sude kennen und schätzen sich schon lange. “Er ist ein sehr loyaler Mensch, der sich als Trainer in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt hat. Er hat viel mit Hans Voigt zusammengearbeitet, koordinativ und technisch fordert er uns sehr”, erklärt Borger die Beweggründe der Entscheidung. Voigt hatte großen Anteil an den olympischen Goldmedaillen von Julius Brink/Jonas Reckermann und Laura Ludwig/Kira Walkenhorst. In den vergangenen Jahren trainierte er unter anderem Kim Behrens und Cinja Tillmann, gemeinsam mit Klaus-Martin Stuhlmann und Kaczmarek. Auch dadurch hatten Kaczmarek, Borger und Sude einige Berührungspunkte. “Ich hatte das Gefühl, dass er schon länger eine Idee hatte, wie er uns trainieren würde, wie er uns noch besser machen könnte. Er kennt uns schon sehr gut.”

Borger und Sude sind sehr erfahrene Spielerinnen. Trotzdem gehen sie davon aus, noch Potenzial zu haben: “Er ist mit sehr konkreten Vorschlägen auf uns zugekommen. Ich gehe davon aus, dass es eine Version 2.0 von Borger/Sude geben wird”, betont Karla Borger. Wie groß diese Schritte auf ihrem Niveau noch sein können, bleibt offen – “aber in der Spitze ist jede Weiterentwicklung gut.”

Rufen Borger und Sude dieses Potenzial ab, sind regelmäßige Top-Ergebnisse, die beide Spielerinnen in anderen Konstellationen in der Vergangenheit bereits erzielen konnten, möglich. Zwar ist ihnen die bemerkenswerte Leistung gelungen, innerhalb nur eines Jahres eine so gefestigte Partnerschaft aufzubauen, dass sie schon fast sicher für die Olympischen Spiele planen können. Für die Konstanz soll nun Kaczmarek sorgen. Eigentlich in Münster lebend, ist der dafür von Dienstag bis Samstag in Stuttgart, wohnt in einem kleinen Zimmer in der Nähe des Olympiastützpunkts. “Er hat sehr kurze Wege – das ist auch ein Nachteil, weil er immer trainieren will”, sagt Sude und lacht.

Normalerweise führen die Beach-Volleyball-Spielerinnen ein recht unstetes Leben aus dem Koffer, der Alltag besteht nicht immer aus dem so glamouröses Jetset-Lifestyle. Auch wenn sie trotzdem gerne unterwegs sind, versuchen Karla Borger und Julia Sude momentan, die ungewohnt viele Zeit in der Heimat zu genießen. “Man kann den Kühlschrank auch mal vollpacken. Ich habe in diesem Jahr auch meinen Urlaub zuhause verbracht. Das kennt man alles so im Leistungssport nicht”, sagt Borger. Ihre Partnerin ergänzt: “Mal nicht das Gefühl zu haben, gleich wieder die Tasche packen zu müssen, ist irgendwo entschleunigend. Ein richtiges Wochenende gibt es im Beach-Volleyball eigentlich nicht.”

Anzeige:

beach-volleyball.de Partner

  • Mikasa
  • Schauinsland Reisen
  • German Beach Tour