DVV nominiert Nationalteams für 2021

Nationalteams

Der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) hat die Kaderathleten für das kommende Jahr benannt. Während es an der Spitze kaum Veränderungen gibt, ist in den Perspektivkader Bewegung gekommen. Kritik gibt es am Zeitpunkt des eingeläuteten Generationenwechsels.

Keine Förderung mehr für sechs Spielerinnen und Spieler

Jonathan Erdmann, Alexander Walkenhorst, Max Betzien, Dan John, Leonie Welsch und Julika Hoffmann sind nicht länger Teil der deutschen Beach-Volleyball-Nationalmannschaft. Dafür rücken Svenja Müller, Simon Pfretzschner, Rudy Schneider, Momme Lorenz, Anna-Lena Grüne und Sarah Schulz aus dem Nachwuchs- in den Perspektivkader des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) auf. Das gab der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) am Dienstagvormittag bekannt.

“Diese Entscheidung zu treffen, ist nicht leicht. Bei den Neulingen sehen wir aber eine Olympiaperspektive und bei den anderen nicht mehr”, erklärt Sportdirektor Niclas Hildebrand, der die Änderungen gemeinsam mit dem Trainerstab um Jörg Ahmann, Kay Matysik, Eric Koreng, Imornefe Bowes und Helke Claasen dem Präsidium empfohlen hat. Hildebrand betont, dass jede Neuerung eine Einzelfallentscheidung war. Dabei hätte man sich an die Kriterien des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gehalten. Entscheidend für eine Nominierung ist demnach, ob den Athleten das Potential für eine Medaille bei den nächsten zwei Ausgaben der Olympischen Spielen zugetraut wird. Einen Platz im Perspektivkader erhalten außerdem Sportler und Sportlerinnen, die mit ihrer Leistung in den Olympiakader für Tokio 2021 aufsteigen könnten.

“Den Generationswechsel fortführen”

Ob Spieler und Spielerinnen gefördert werden, kann großen Einfluss auf ihre Karrieren haben: Der Platz im Perspektivkader bietet enorme finanzielle und organisatorische Vorteile. In einer kostspieligen Sportart wie Beach-Volleyball, in der Trainer, Beach-Plätze und Reisen gerade am Anfang der Karriere oft selbst oder mit Hilfe von Sponsoren finanziert werden müssen, kann der Verlust das (unfreiwillige) Karriereende bedeuten. Die Entscheidungen sind weitreichend, in einem Jahr, in dem die Umstände durch die Corona-Pandemie so außergewöhnlich waren wie in diesem. Da wirft zumindest der Zeitpunkt des Wechsels Fragen auf. Inwieweit hat sich die Perspektive in einem Jahr verändert, in dem es kaum Möglichkeiten zur Leistungsmessung gab?

Hildebrand begründet die Entscheidung zum einen damit, dass trotz der Verschiebung der Olympischen Spiele auf 2021 bereits 2020 ein neuer Olympia-Zyklus begonnen hat. Neue Spieler und Spielerinnen seien deswegen in den Kader aufgenommen worden, gleichzeitig sei die Kadergröße aber nicht angewachsen. “Wir wollen unseren Weg mit der jüngeren Generation konsequent weitergehen und den Generationenwechsel fortführen”, sagt Hildebrand.

Diese Begründung kann Max Betzien zwar grundsätzlich nachvollziehen, wundert sich aber trotzdem: “Das sind gute Leute, die da nachkommen. Ich bin aber auch erst 26 Jahre alt und sehe mich noch nicht an meinem Zenit. In dieser Saison gab es noch dazu kaum Wettkämpfe.” Ein Gesprächsangebot schlug er aus, “ich hatte den Eindruck, dass die Entscheidung endgültig war”, sagt er. Für Betzien sind die Konsequenzen derzeit besonders hart: Zwar hätte er dank eines flexiblen Arbeitgebers weiterhin die Möglichkeit, professionell zu trainieren, ohne Kaderstatus hat er aber keinen Zugang mehr zum Trainingsgelände des Stützpunkts Berlin. Während Leonie Welsch und Julika Hoffmann schon im Sommer ihren Fokus veränderten, plant Betzien, weiter Leistungssport zu betreiben - wenn es wieder möglich ist.

Betziens ehemaliger Partner Jonathan Erdmann vermisst eine wirkliche Begründung seitens des DVV: “Die Entscheidung kam überraschend für mich”, sagt der 32-Jährige. Auf Grund seines Alters kommt der WM-Dritte von 2013 nicht wirklich für den nächsten Olympiazyklus in Frage, bisher war er aber mit auf der Reserveliste für die anstehenden Olympischen Spiele - als Nachrücker, wenn es eine Verletzung geben sollte. Das ist nun vorbei. “Ein Generationenwechsel ist nachvollziehbar, aber sportlich gab es keine Nachweise für das Jahr”, übt Erdmann Kritik an der Planung der Kaderplätze.

“Die Alternativen, die mir geboten wurden, waren relativ schlecht”, sagt  Dan John, dem angeboten wurde, von Stuttgart für eine Saison an den Berliner Stützpunkt zu wechseln. Den Stützpunkt wechseln auf unbestimmte Zeit aber wollte John nicht. Stattdessen will er nun gemeinsam mit Simon Kulzer ein eigenes Projekt auf die Beine stellen und sein Studium in Stuttgart fortsetzen. Alexander Walkenhorst hat unterdessen angekündigt, rechtliche Schritte gegen die Entscheidung einzuleiten.

Sechs Nationalteams für 2021

Bei den Nationalteams gibt es nur wenig Änderungen: Bei den Damen bilden mit Karla Borger/Julia Sude und Laura Ludwig/Margareta Kozuch die Duos die Nationalteams, die aktuell im Olympia-Ranking vorne liegen. Victoria Bieneck und Isabel Schneider haben ebenfalls noch (theoretische) Chancen auf eine Qualifikation. Sie sind aber auch als Ersatzteam vorgesehen, falls es verletzungsbedingte Ausfälle geben sollte - ebenso wie Chantal Laboureur und Sandra Ittlinger, die nach ihrer Trennung Teil des Perspektivkaders werden. Weil Kira Walkenhorst sich nach ihrem Comeback zunächst auf die deutsche Tour konzentrieren will, spielt sie in den internationalen Planungen des DVV für die Saison 2021 zunächst keine Rolle.

Keine Veränderungen gibt es bei den Herren: Die Vize-Weltmeister Julius Thole/Clemens Wickler und Nils Ehlers/Lars Flüggen behalten ihren Status als Nationalteam. Das Gleiche gilt für Philipp Arne Bergmann und Yannick Harms, die Deutschland gegebenenfalls beim Continental Cup vertreten sollen. Auch wenn Bergmann und Harms weit weg sind von der internationalen Spitze: Echte Alternativen hat der Verband bei den Männern derzeit nicht.

Als sogenannte Perspektivteams für Paris 2024 agieren die ebenfalls in Hamburg trainierenden Leonie Körtzinger/Sarah Schneider, Svenja Müller/Cinja Tillmann und Lukas Pfretzschner/Robin Sowa.

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