Tipps von Sportpsychologin Anett Szigeti

Sportpsychologin Anett Szigeti (36) ist Teil des Gold-Teams um Laura Ludwig und Kira Walkenhorst. Im Interview spricht sie über Angstgegner, Druck, das unterbewusste Einstudieren schlechter Handlungen, und die steigende Akzeptanz von Mentalcoaching.

Auch wenn für Anett die individuelle Arbeit mit den Athleten wichtig ist, hat sie unserer Redakteurin Ninja Priesterjahn im Interview konkrete Tipps und Tricks verraten.

Immer, wenn es knapp ist am Satzende, verschlage ich meinen Aufschlag. Was würden Sie mir sagen?

Ich würde das zuerst einmal durchgehen: Was geht dir durch den Kopf? Wie ist deine Körperhaltung? Was sind für Emotionen da? Wie atmest du, wenn du da stehst, und woran merkst du überhaupt, dass diese Angst hochkommt? So eine Angst oder Bedenken sind ja eigentlich immer für etwas gut, nur eben in dem Moment nicht. Du müsstest wertschätzen, dass dieser Gedanke kommt, extra gut sein zu wollen, aber diesen Gedanken musst du in irgendeiner Form umwandeln – so, dass es für dich glaubhaft ist und du es auch anwenden kannst, wir nennen das Reframing.

Beispiel-Reframing:

„Immer am Satzende mache ich einen Aufschlagfehler“
Reframing: „Wenn es knapp wird, möchte ich dem Team am Satzende mit einem druckvollen Aufschlag helfen“

Ein klassisches Beispiel ist auch ein Angstgegner, kann ich den auch reframen?

Ich glaube, auch da ist die Frage: Was ist in deinem Kopf? Oh Gott, gegen den verliere ich immer? Oder: Der ist viel besser als ich? Kerri Walsh ist so ein typischer Angstgegner. Ich glaube, dass viele Spielerinnen sie zu dem machen, weil man sie so wahrnimmt, sie sich so präsentiert, und die Leute das auch annehmen. Sie ist genauso ein Mensch wie jeder andere auch, und sie hat auch Schwächen. Ich bin ja kein Beach-Volleyball-Experte, aber selbst ich sehe Schwächen von ihr im Spiel. Wenn man jemanden auf ein Podest stellt, dann bleibt er da auch stehen. Ich glaube übrigens auch, es gibt keinen Druck. Auch den macht man sich selber, genau wie den Angstgegner. Das ist meist für etwas gut, weil man dann besonders wachsam ist. Wenn du dadurch aber schlechter spielst, solltest du etwas verändern.

Wie kann ich dafür sorgen, dass äußere Einflüsse wie beispielsweise Rufe der gegnerischen Fans mein Spiel nicht negativ beeinflussen?

Man gewöhnt sich an Geräusche, die sind nicht mehr oder weniger da. Man kann also versuchen, sie anders zu bewerten oder man rückt andere Sinne in den Vordergrund. Du kannst nicht gleichzeitig wahrnehmen, was du spürst, schmeckst, siehst, hörst, riechst. Das ist eine Interferenz. Das heißt, du kannst selber bestimmen, welche Sinne du wahrnimmst. Wenn man Sachen anfängt zu fühlen oder zu sehen, dann kann man nicht mehr hören oder es zumindest nicht bewusst verarbeiten. Aber das muss man natürlich üben.

Oft gibt es auch die Situation, dass die beiden Partner sich im Spiel nicht helfen können. Wie kann man lernen, sich nicht als Einzelspieler sondern als Team zu begreifen?

Ich glaube, erst einmal ist es für jeden Spieler wichtig zu sagen: Was brauche ich, wenn es blöd läuft? Was kann ich dir geben, wenn es bei dir blöd läuft? Darüber muss man wirklich offen reden und sich drei, vier Sachen rausnehmen und die immer wieder üben. Man kann dazu auch ein Prognosentraining machen, das heißt, unter Druck trainieren und dabei nur die Kommunikation trainieren. Danach bespricht man das.

Manchmal gibt es ja auch solche Momente, in denen der eine Partner sauer auf den anderen ist, vielleicht weil der Fehler macht. Dann entsteht so eine Sperre, und man kann den anderen nicht aufbauen. Was macht man da?

Man sollte überzeugt davon sein, dass der andere nie einen Fehler aus Absicht macht. Jeder kann Fehler machen. Dann heißt es abklatschen und schauen, was man beim nächsten Ball besser machen kann, als Team. Die Sperre hat ja mit einem selbst zu tun. Der Partner wird nicht besser spielen, wenn er den Unmut spürt. Auch hier sollte man noch einmal zwei, drei Schritte zurückgehen und überlegen, ob man da überhaupt sein will. Du solltest immer mit der Überzeugung auf den Platz gehen, dass du das hundertprozentig willst. Das gilt für den Freizeitbereich auch. Es bringt ja keinen Spaß, wenn einer oder mehrere Leute das nicht wollen, dann bist du mehr damit beschäftigt, dass du sauer bist, als dass du Spaß hast an dem, was du tust.

Was macht man, wenn einem im Spiel plötzlich irgendein Termin durch den Kopf schießt oder eine Situation aus dem Privatleben. Wie kann sich davor verschließen?

Ich würde es gar nicht verschließen. ich würde sagen: Vielen Dank für diesen Gedanken. Entweder würde ich ihn bildlich für mich abgeben, zum Beispiel an jemand der auf der Tribüne sitzt und sagen: Danke, ich beschäftige mich nach dem Spiel auf jeden Fall damit. Wenn es Sachen gibt, die man häufiger hat, dann muss man die aufschreiben (vor dem Spiel oder in der Auszeit) und sagen: Damit beschäftige ich mich danach. Wenn man es wegdrängt, wird es immer wieder hochkommen, dann kannst du es noch so runter stampfen, das geht leider nicht. Dann kommt es irgendwann zu den blödesten Momenten hoch, wenn du gar nicht damit rechnest.

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